Szenisches Erinnern der Shoah

Zur transgenerationalen Tradierung extremen Traumas in Deutschland

Projektlaufzeit
2012 – 2015

Projektleitung
Dr. phil. Kurt Grünberg

Co-Projektleitung
Dr. med. Friedrich Markert

Wissenschaftliche Hilfskraft
Dipl.-Psych. Lena Dierker

Doktorandinnen
Dipl.-Psych. Jasmin Bleimling
M. A. Veronika Heller

Förderung
Köhler-Stiftung (Essen)
Crespo Foundation (Frankfurt a. M.)
Stiftung Polytechnische Gesellschaft (Frankfurt a. M.)

Das Forschungsprojekt hatte zum Ziel, die Vermittlungen des extremen Traumas der Shoah von Überlebenden an ihre Nachkommen unter Berücksichtigung der spezifischen Lebensumstände im „Land der Täter“ zu ergründen. Untersucht wurden teils videographisch dokumentierte Gespräche und Begegnungen mit Überlebenden, die im Treffpunkt für Überlebende der Shoah (Frankfurt am Main) und bei Hausbesuchen zu Stande kamen. Mit Angehörigen der Zweiten und Dritten Generation wurden Analysen und Psychotherapien durchgeführt, die intern und extern im In- und Ausland supervidiert wurden.

In der Vergangenheit wurde mit dem „Szenischen Erinnern der Shoah“ (Grünberg) bereits ein Ansatz entwickelt, der ausgehend von der Theorie des szenischen Verstehens (Lorenzer/Argelander) die Bedeutsamkeit des „Unvorstellbaren“ auch für Tradierungsprozesse weiterer Forschung zugänglich machte. In dem Forschungsprojekt konnten so Szenen der Weitergabe herausgearbeitet werden, in denen das jeweilige Umfeld in die unbewusste und non-verbale Reinszenierung der Überlebenden und ihrer Nachkommen „verwickelt“ und somit selbst zum Träger des Traumatischen wurde. Dabei konnte ein umfassendes Verständnis der in den Begegnungen und Gesprächen enthaltenen identifikatorischen, projektiv-identifikatorischen und introjektiv-inkorporativen Prozesse gewonnen werden.

Der Ansatz des Szenischen Erinnerns der Shoah erwies sich für die Auswertung in der klinischen Praxis wie auch als theoretisches Konzept als ausgesprochen fruchtbar und stieß auf Vortragsveranstaltungen und in Workshops auf lebendiges Interesse. Der Fundus an klinischen Erfahrungen mit der Ersten, Zweiten und Dritten Generation aus dem Projekt wurde weiter ausgewertet und in einer Reihe von Publikationen sowie im Rahmen einer Tagung vorgestellt. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts dienen der für 2019 angesetzten Studie Die Dritte Generation – Szenisches Erinnern der Shoah als eine methodische und konzeptuelle Grundlage.

Wir danken der Köhler-Stiftung, der Crespo Foundation und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft für die großzügige finanzielle Förderung und ferner allen Beteiligten, die zur Entstehung des Projekts beigetragen haben.