Am 1. Januar 2022 verstarb Dr. med. Lotte Köhler im Alter von 96 Jahren. Die engagierte Psychoanalytikerin, Entwicklungspsychologin und Stifterin hat sich in der deutschsprachigen Psychoanalyse vor allem in der Säuglingsforschung und der Forschung zur Bindungstheorie einen Namen gemacht. Dabei fokussierte sie in ihrer klinischen sowie auch in der wissenschaftlichen Arbeit die normalen und problematischen Entwicklungen von Kindern, insbesondere von Kleinkindern, sowie auf die Entwicklung einer sicheren bzw. unsicheren Bindung und die Einflüsse von Bindungsstörungen und -traumatisierungen auf den weiteren Lebenslauf. Sie begann 1962 eine psychoanalytische Ausbildung in Deutschland, ab 1969 in der Schweiz wo sie 1974 in der Gesellschaft für Psychoanalyse aufgenommen wurde.
Sowohl für die psychoanalytische Forschung als auch für praxisbezogene psychoanalytisch orientierte Projekte hat Frau Dr. Köhler vieles ermöglicht, insbesondere im Kontext der von ihr im Jahr 1987 gegründeten Lotte Köhler Stiftung. Sie war darüber hinaus Initiatorin der Einrichtung des Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums (KKC) für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und historische Anthropologie.
Die Zukunft der Psychoanalyse in einer breiteren Forschungslandschaft, die Interaktion zwischen klinisch psychologischen und gesellschaftlich soziologischen Perspektiven lagen ihr sehr am Herzen. Vor allem Nachwuchswissenschaftler*innen wollte Frau Dr. Köhler durch eine Förderung durch die Köhler-Stiftung und das Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrum in ihrem beruflichen Werdegang unterstützen.
Das Sigmund-Freud-Institut verdankt der Köhler-Stiftung finanzielle sowie konzeptionelle Unterstützung, insbesondere von Präventionsprojekten im klinisch-psychologischen Bereich des SFI sowie internationaler Konferenzen zur empirischen psychoanalytischen Forschung. Einen Großteil der aktuellen Förderung des Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums macht die kulturpsychologisch ausgerichtete Sozialforschung aus, wodurch die Schwerpunktsetzungen des Centrums überdies viele Anknüpfungspunkte zu der am sozialpsychologischen Bereich des SFI angesiedelten Forschung aufweisen.
Gerne und voller Dankbarkeit erinnern wir schließlich an die im Jahr 2021 erstmalige Ausschreibung des Lotte-Köhler-Preises im Rahmen einer Kooperation des Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums in Bochum gemeinsam mit dem Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt. Die Verleihung der ersten Lotte-Köhler-Preise findet am 10. März 2022 im Sigmund-Freud-Institut statt. Wir möchten anlässlich dessen seitens des Sigmund-Freud-Instituts nochmals unsere tiefe Dankbarkeit ausdrücken, für das, was Frau Dr. med. Lotte Köhler im Rahmen der Köhler-Stiftung und des Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums für die Psychoanalyse und viele andere humanwissenschaftliche Disziplinen ermöglicht hat.