Starthilfe
Ausführliche Projektbeschreibung
Frühe Gewaltprävention, soziales Lernen sowie die Förderung der sozialen Integration von Kindern aus Randgruppen gehörten zu den Zielen der Frankfurter Präventionsstudie, die das Sigmund-Freud-Institut in Kooperation mit dem Anna-Freud-Institut Frankfurt und dem Städtischen Schulamt von 2003 bis 2006 in 14 Frankfurter Kindertagesstätten durchgeführt hat.
Die Studie ging von neueren Ergebnissen der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie, der Frühpädagogik und der Hirnforschung aus, dass in den ersten Lebensjahren die Weichen für die spätere psychische und psychosoziale Entwicklung in hohem Maße gestellt werden. Dank der enormen Plastizität von Seele und Gehirn können durch relativ geringen Aufwand falsch gestellte Weichen korrigiert werden. Daher bietet die Frühprävention enorme Chancen für Kinder, ihre Familien, aber auch für Institutionen und unsere Gesellschaft ganz allgemein.
In Zeiten der beunruhigend zunehmenden Gewalt auch schon bei kleinen Kindern sind dies wichtige Erkenntnisse. So wissen wir aus vielen Studien, dass die ca. 3% der Kinder, die schon mit 3 Jahren gewalttätiges Verhalten zeigen, mit hoher Wahrscheinlichkeit später massive destruktive Verhaltensweisen entwickeln werden. Doch fast noch beunruhigender ist die Beobachtung, dass aggressiv-destruktives Verhalten leider nicht mehr vornehmlich bei Kindern aus High-risk-Milieus beobachtet wird, sondern in beunruhigender Weise zunehmend ansteigend bei Kindern aus so genannten „normalen Verhältnissen“ bzw. bei anderen „Risikogruppen“ (z.B. bei Scheidungskindern, Kindern aus multikulturellen Familien etc.) zu beobachten ist.
Die Ergebnisse der Frankfurter Präventionsstudie stimmen mit anderen Studien überein: etwa 15% der Kindergartenkinder zeigen schon in diesem frühen Alter sozial auffälliges Verhalten. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung hoch relevant: sowohl die Aggressivität, die Ängstlichkeit und die Hyperaktivität der Kinder nehmen durch das Präventionsprogramm – verglichen mit der Kontrollgruppe – statistisch signifikant ab (allerdings ist interessanterweise nur die Abnahme der Hyperaktivität bei Mädchen statistisch signifikant).
Erfreulicherweise ist es seit 2007 gelungen, zunächst durch die Unterstützung der Polytechnischen Gesellschaft, der Crespo Foundation, der Zinkann Stiftung, sowie der Stadt Frankfurt die Erkenntnisse der Studie in einer 2. Projektphase in weiteren 10 Kindertagesstätten umzusetzen. Die Kinderzentren bewerben sich um eine Teilnahme am Starthilfeprojekt und erhalten für zwei Jahre das folgende Angebot:
- Wöchentliche Unterstützungen durch pädagogisch-psychoanalytisch geschulte Projektmitarbeitende in den Einrichtungen selbst
- Zusätzliche Professionalisierung des Kita-Teams durch 14-tägliche Supervisionen durch erfahrene, gut ausgebildete Supervisorinnen und Supervisoren
- Unterstützung bei der Elternarbeit
Das Projekt wird in Kooperation zwischen dem Sigmund-Freud-Institut und dem Anna-Freud-Institut durchgeführt. Seit 2017 finanziert die Stadt Frankfurt über den Betrieb Kita Frankfurt das Starthilfe-Projekt.