Pressemitteilung der Goethe-Universität Frankfurt vom 04.03.2025

Goethe-Universität richtet aus Stiftungsmitteln Professur für Klinische Psychoanalyse ein

Professur soll mit Sigmund-Freud-Institut zusammenarbeiten und an die Tradition der Verbindung von Psychoanalyse und gesellschaftlicher Perspektive anknüpfen

Mit vier Millionen Euro Stiftungsmitteln richtet die Goethe-Universität Frankfurt eine neue Professur für Klinische Psychoanalyse ein, die eng mit dem Frankfurter Sigmund-Freud-Institut zusammenarbeiten wird. Die Mittel kommen von der Dr. Elmar und Ellis Reiss Stiftung, dem Franz Adickes Stiftungsfonds, der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung und der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung. Mit der neuen Professur möchte die Goethe-Universität an die langjährige und traditionsreiche Frankfurter psychoanalytische Forschung anknüpfen. Unterstützer*innen dieser Tradition sind eingeladen, sich mit weiteren Zustiftungen an der Professur zu beteiligen. Es wird bereits die vierte Gestiftete Professur, also auf Dauer aus Stiftungserträgen finanzierte Professur in drei Jahren sein, die die Universität einrichtet.

FRANKFURT. Die Goethe-Universität will das wichtige Feld der Forschung zur Psychotherapie und die Ausbildung von Psychotherapeut*innen auch unter der Schwerpunktsetzung psychoanalytischer Ansätze weiterentwickeln. In Verbindung mit dem Sigmund-Freud-Institut soll es zu einem national und international hervorragend aufgestellten und sichtbaren Profilfeld werden. Deshalb soll zur Besetzung der Professur am Fachbereich für Psychologie und Sportwissenschaften ein*e Wissenschaftler*in mit herausragendem Profil gewonnen werden. Die Professur wird verbunden sein mit der Position einer*s Direktor*in am Sigmund-Freund-Institut und einer möglichen Übernahme der Leitung der Ambulanz des Instituts.

„Wir haben Stiftungsmittel eingeworben, um die Professur einzurichten – damit nutzen wir unsere besonderen Gestaltungsmöglichkeiten als Stiftungsuniversität, um einen wichtigen Forschungsschwerpunkt an einer Schnittstelle von Gesellschafts-, Sozial- und Naturwissenschaften zu stärken“, erläutert Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität. „So wollen wir die Verschränkung der klinisch ausgerichteten Psychoanalyse am Fachbereich Psychologie und die soziologisch-sozialpsychologisch ausgerichtete Psychoanalyse am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, wie das Sigmund-Freud-Institut sie verkörpert, weiter vorantreiben. Damit können wir einen Beitrag zur psychoanalytisch inspirierten Gesellschaftsforschung in der Tradition der in Frankfurt entwickelten Kritischen Theorie leisten.“

„Gerade in Folge andauernder gesellschaftlicher Krisen nehmen psychische Erkrankungen zu, deshalb freuen wir uns sehr über die Stärkung unseres Instituts für Psychologie“, erklärt Prof. Dr. Sonja Rohrmann, Dekanin des Fachbereichs Psychologie und Sportwissenschaften. „Die Psychologie hält eine Vielzahl von klinischen Ansätzen, Methoden und Werkzeugen bereit – die Psychoanalyse ist darunter eines der ältesten und grundlegendsten. Die Professur für klinische Psychoanalyse soll es uns ermöglichen, neue Forschungsfelder zu erschließen und die derzeitige Expertise und die Ausrichtungen des Instituts für Psychologie mit der Expertise des Sigmund-Freud-Instituts innovativ zu verknüpfen. Ich danke Präsident Schleiff herzlich für seinen großartigen Einsatz für die Finanzierung und Einrichtung dieser Professur. Der neue, in der Psychologie angesiedelte Masterstudiengang Psychotherapie sieht gesetzlich und qua Approbationsordnung die Lehre der vier anerkannten Psychotherapieverfahren vor – die Goethe Universität bietet als eine der wenigen Universitäten einen Studiengang Psychotherapie an, in dem mehrere Psychotherapieverfahren auf wissenschaftlichem Niveau vertreten sind.“

„Wir wollen unsere Stärken in der psychologisch-psychoanalytischen und psychotherapeutischen Forschung und Lehre sowie in der klinischen Versorgung weiter ausbauen, die Kooperation zwischen Goethe-Universität und Sigmund-Freud-Institut vertiefen und zugleich einen in der Frankfurter Tradition verwurzelten, aber hoch modernen Schwerpunkt im Bereich der psychoanalytisch und psychodynamisch ausgerichteten Psychotherapieforschung etablieren“, ergänzt Prof. Dr. Vera King, Geschäftsführende Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts. „So können wir dringend notwendige Impulse in der Psychotherapieforschung mit besonderen Schwerpunkten in der klinischen Psychoanalyse setzen und dieses Feld von Frankfurt aus führend wissenschaftlich mitgestalten. Wir sind dem Präsidenten der Goethe-Universität, Herrn Professor Schleiff, außerordentlich dankbar für sein herausragendes Engagement und bedanken uns sehr bei den Stiftungen für ihre großzügige Unterstützung.“

„Als hessischer Wissenschaftsminister freue ich mich sehr, dass es der Goethe-Universität gelungen ist, Stiftungsmittel für diese auch für das Sigmund-Freud-Institut ausgesprochen wichtige Professur einzuwerben“, ergänzt Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels. Das Sigmund-Freund-Institut ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung am Standort Frankfurt, die außerhalb der Bund-Länder-Förderungen nach Artikel 91 b GG vom Land Hessen unterstützt wird. „Durch die Zusammenarbeit mit dieser Professur kann das Sigmund-Freud-Institut nicht nur seine wissenschaftliche Interaktion mit der benachbarten Universität erhöhen, es kann auch noch besser an den stark mit dem Standort Frankfurt verknüpften Schwerpunkt der Psychoanalyse anknüpfen und damit seine wissenschaftliche Profilbildung signifikant stärken. Ich gratuliere herzlich zu diesem Erfolg und freue mich zudem, dass dadurch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Einrichtungen noch enger wird und so eine der zentralen Empfehlungen des Wissenschaftsrats, der das SFI im Jahr 2020 auf Wunsch meines Hauses begutachtet hatte, umgesetzt werden kann.“

Der Wissenschaftsrat hatte die Arbeit des Sigmund-Freud-Instituts 2020 im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst sehr positiv evaluiert. Er würdigte insbesondere die Verbindungen von klinischer Psychoanalyse, Sozialpsychologie und kulturwissenschaftlichen Perspektiven, die das Programm des Instituts auszeichnen. Der Wissenschaftsrat empfahl dabei unter anderem, zur organisatorischen Stärkung des Instituts eine zusätzliche eng kooperierende Professur mit der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften neben der bestehenden Kooperation im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften einzurichten.

„Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, die Unterstützung der Stiftungen zu gewinnen“, ergänzt Präsident Schleiff. „Ich danke ganz herzlich der Dr. Elmar und Ellis Reiss Stiftung, dem Franz Adickes Stiftungsfonds, der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung und der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung für ihre Unterstützung meines Anliegens. Mit ihrer Hilfe kann ich auch meine Zusage an die Studierenden des Senats aus dem Jahr 2021 einlösen, die Professur für Psychoanalyse an der Goethe-Universität fortzusetzen. Das von den Stiftungen beigetragene Stiftungsvermögen von vier Millionen Euro bietet ganz bewusst die Option für Zustiftungen. Wir laden daher weitere potenzielle Geldgeber, die sich der Tradition der Psychoanalyse in Frankfurt verbunden sehen, gern ein, die Stiftungsprofessur zusätzlich zu unterstützen. Mein Dank gilt auch der Köhler-Stiftung, die sich mit 100.000 Euro an der Ausstattung der Professur beteiligt.“

Nach der Lichtenberg-Stiftungsprofessur für Molekulare Systemmedizin, der Stiftungsprofessur Digitale Transformation und Arbeit sowie der Gisela und Wilfried Eckhardt-Stiftungsprofessur für Experimentalphysik ist es bereits die vierte Gestiftete, also auf Dauer angelegte aus Stiftungserträgen finanzierte Professur an der Goethe-Universität. Für diese vier Professuren hat die Goethe-Universität in den vergangenen drei Jahren damit ein Stiftungsvolumen von mehr als 22 Millionen Euro eingeworben. „Gerade in Zeiten, in denen die staatliche Finanzierung für die Hochschulen angesichts der Haushaltsnöte in Bund und Ländern leider unsicherer wird, erarbeiten wir uns mit diesen Mitteln eigene Gestaltungsspielräume.“

Die Frankfurter Tradition der Psychoanalyse
Die Psychoanalyse hat an der Goethe-Universität, am Sigmund-Freund-Institut und in der Stadt Frankfurt eine besondere Tradition. Nach der Vertreibung der Psychoanalytiker*innen durch das nationalsozialistische Deutschland etablierte die hessische Landesregierung in den 1960er Jahren diese damals vorherrschende Schule in der Psychotherapie wieder, indem sie eine Professur für Alexander Mitscherlich, einem ihrer prominentesten Vertreter, an der Goethe-Universität einrichtete. Seither hatte die Psychoanalyse in Frankfurt neben der klinischen Psychologie immer auch gesellschaftspolitische Perspektiven im Blick. Gesetzliche Änderungen an der Ausbildung von Psychotherapeut*innen hatten zur Folge, dass die Ausgestaltung der Studieninhalte an die Approbationsordnung gebunden wurden und in der Konsequenz Professuren nicht für einzelne psychologische Verfahren – wie beispielsweise die Psychoanalyse – berufen wurden. Explizit mit Psychoanalytiker*innen besetzte Professuren an Universitäten gibt es aktuell nur noch an der Universität Kassel (ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Sigmund-Freud-Institut) und an spezialisierten privaten Universitäten.

Das Sigmund-Freud-Institut
Das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt, ein Forschungsinstitut für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, wurde 1960 eröffnet. Die Hessische Stiftung Sigmund-Freud-Institut ist eine selbstständige Stiftung des öffentlichen Rechts; Mittelgeber ist das Land Hessen. Zentrale Aufgaben des Instituts sind Forschung sowie Förderung der Early Career Researcher mit Blick auf die wissenschaftliche Untersuchung von Psyche und Gesellschaft in den psychoanalytisch orientierten soziologisch-sozialpsychologischen, psychologischen und medizinischen Abteilungen der Einrichtung. Seit 2016 wird das Sigmund-Freud-Institut geleitet von Vera King als Geschäftsführender Direktorin im Rahmen einer Kooperationsprofessur für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität Frankfurt, Patrick Meurs als Direktor im Rahmen einer Kooperationsprofessur für Psychoanalyse an der Universität Kassel sowie Heinz Weiß, ehemaliger Chefarzt am Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart, als Leiter des medizinischen Schwerpunkts und der Ambulanz des Sigmund-Freud-Instituts.

Auf der Seite der Goethe-Universität finden Sie die offizielle Pressemitteilung.

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Preisverleihung am 20. Juni 2024 um 16:00 Uhr im Sigmund-Freud-Institut (SFI)

Lotte Köhler-Preis für psychoanalytische Entwicklungs-, Kultur- und Sozialpsychologie

Ausgezeichnet werden Prof. Dr. Amy Allen in der Hauptkategorie und Dr. Yuri di Liberto in der Nachwuchskategorie.

Ausschreibung und Preisvergabe erfolgen in einer Kooperation des Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und Anthropologie (KKC) mit dem Sigmund-Freud-Institut (SFI).

Da die Teilnehmer:innenzahl begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis zum 14. Juni unter nachfolgendem Link.

Die Teilnahme ist kostenlos. Die Veranstaltung ist zweisprachig.

Pressemitteilung der Goethe-Universität

Online-Vortrag von Dr. phil. habil. Wolfgang Hegener am 15. Februar 2024 um 19:30 Uhr

Shoah ohne Antisemitismus? Zur Kritik der Täterforschung

Veranstaltet vom interdisziplinären Forschungsverbund Antisemitismuserfahrung in der Dritten Generation (AE3G) des Sigmund-Freud-Instituts (SFI), der Technischen Universität Berlin und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

Bitte melden Sie sich per Email unter drittegeneration@sigmund-freud-institut.de mit dem Betreff „Anmeldung Vortrag Hegener“ für den Vortrag an. Bitte geben Sie in der Email Ihren vollständigen Namen, ggf. Institution und Ihre Email-Adresse an. Die Anmeldung ist möglich bis Mittwoch, 14. Februar, um 12:00 Uhr.

Sie erhalten keine Anmeldebestätigung – der Zoom-Link wird Ihnen am Vorabend des Vortrags per Mail zugesendet.

Der Besuch der Veranstaltung wird von der Psychotherapeutenkammer Hessen mit 2 Fortbildungseinheiten anerkannt. Wenn Sie eine Fortbildungsbescheinigung wünschen, teilen Sie dies bitte bei der Anmeldung mit.

Vortrag von Dr. phil. Susanne Benzel (SFI) & Dr. phil. Gesche Janzarik (SFI) im Rahmen der 28. Konferenz der VAKJP-Arbeitsgemeinschaft für wissenschaftlichen Austausch am 17. Februar 2024 im Haus am Dom in Frankfurt/M. um 15:15 Uhr

Persönlichkeitsstörungen – Diagnostik und psychodynamische Behandlungsansätze

Frau Benzel & Frau Janzarik halten den Abschlussvortrag zum Thema „Weil man dann nicht so dieses Einsamkeitsgefühl hat“ – Psychodynamische Bedeutung sozialer Medien bei Borderline-Persönlichkeitsorganisation

Die Tagung wird von der Landespsychotherapeutenkammer Hessen mit 8 Fortbildungseinheiten zertifiziert.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem offiziellen Flyer.

Tagung am 25. Februar ab 15:00 Uhr im Sigmund-Freud-Institut (SFI)

Zu den Krisen in Israel, zum Israel-Palästina-Konflikt und zeitgenössischen Formen des Antisemitismus

Veranstaltet vom Sigmund-Freud-Institut (SFI) und dem Frankfurter Psychoanalytischen Institut (FPI) in Kooperation mit der Clusterinitiative ConTrust ‚Vertrauen im Konflikt. Politisches Zusammenleben unter Bedingungen der Ungewissheit‘ und der Goethe-Universität Frankfurt/M.

Vorträge von Eran Rolnik (Tel Aviv), Shirin Atili (Esslingen), José Brunner (Tel Aviv) und Kurt Grünberg (Frankfurt/M.)

Der Besuch der Veranstaltung wird durch die Psychotherapeutenkammer Hessen mit 4 Fortbildungspunkten anerkannt.

Bitte melden Sie sich bis zum 20.02.2024 unter folgendem Link an: Veranstaltungsanmeldung.

Pressemitteilung

Filmvorführung zum Internationalen Frauentag mit einer Einleitung von Vera King (SFI/Goethe-Universität) im Mal Seh’n Kino Frankfurt/M. am 08. März 2024 von 19:30 bis 21:15 Uhr

Gezeigt wird der französische Spielfilm „À plein temps“ / „Julie – eine Frau gibt nicht auf“ (OmU) von Éric Gravel mit Laure Calamy, der 2021 bei den Filmfestspielen von Venedig für die beste Regie und die beste Darstellerin ausgezeichnet wurde.

Ab 19:00 Uhr Empfang vom Institut Francais Frankfurt zur Feier des „journée internationale des droits des femmes“

Hier können Sie Tickets erwerben.

Diskussion am 05. Oktober 2023 von 15:00 bis 16:30 Uhr im Sigmund-Freud-Institut

Im Dickicht des Ankommens und (Weiter-)Ankommens – Ein Diskussionsnachmittag mit Herrn Prof. Dr. Kolbe

Es handelt sich um die Auftaktveranstaltung der Fortbildungsreihe des Forschungsprojekts Übergangsräume des (Weiter-)Ankommens des Sigmund-Freud-Instituts.

Um eine Anmeldung bis 22. September 2023 unter ghassan@sigmund-freud-institut.de mit dem Vermerk „Diskussion“ wird gebeten.

Nachruf für Prof. Dr. jur. Spiros Simitis 19.10.1934 – 18.03.2023

Der am 18. März in Königstein im Taunus verstorbene Prof. em. Dr. Dr. jur. h.c. Spiros Simitis, war ein international renommierter Rechtswissenschaftler und von 1995 bis 2018 Stiftungsratsmitglied am Sigmund-Freud-Institut. In dieser Position hat er sich während fast 25 Jahren mit großem Engagement für die Psychoanalyse und für das SFI als Forschungsinstitut eingesetzt.

Spiros Simitis wurde am 19. Oktober 1934 in Athen in eine Anwaltsfamilie geboren. Als 16-Jahriger kam er gemeinsam mit seinem Bruder, dem späteren griechischen Ministerpräsidenten Konstantinos Simitis, nach Deutschland. Die Brüder studierten zwischen 1952 und 1956 Rechtswissenschaften in Marburg. Dort absolvierte Spiros Simitis eine beeindruckende akademische Karriere: Mit 22 Jahren wurde Spiros Simitis bereits promoviert; mit 29 Jahren schloss er seine Habilitation an der Philipps-Universität Marburg ab.

Daraufhin hatte er zwischen 1964 und 1969 eine Professur an der Justus-Liebig-Universität Gießen inne und ab 1969 eine Professur an der Johannes Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt inne. Auch international erlangte Spiros Simitis große Bekanntheit, wie es seine zahlreichen Gastprofessuren, u.a. an der Yale University in New Haven (USA) und an der Sorbonne in Paris, verdeutlichen.

Spezialisiert hat sich Spiros Simitis im Datenschutzrecht sowie im Recht des Kindeswohls. Mit diesen beiden Hauptthemen seiner Publikationen als Rechtswissenschaftler war Spiros Simitis seiner Zeit weit voraus.  

Spiros Simitis war verheiratet mit der Psychoanalytikerin und renommierten Freud-Forscherin Ilse Grubrich-Simitis. Er wurde 1995 Mitglied des Stiftungsrats des Sigmund-Freud-Instituts, damals unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter. Er unterstützte das Institut gerade auch in den kritischen Jahren von 2002 bis 2010. Auch durch seine Ehefrau und ihr wissenschaftliches Wirken für die Psychoanalyse war er mit Anna Freud und vielen führenden Persönlichkeiten der internationalen Psychoanalyse vernetzt und kannte die Geschichte des Sigmund-Freud-Instituts seit seiner Gründung durch Alexander Mitscherlich.

Die Zeichen einer schweren Krankheit ließen es in den letzten Jahren nicht mehr zu, diese Aufgabe zu übernehmen – eine Krankheit, an der er im März 2023 verstorben ist.

Wir trauern um Spiros Simitis als bedeutendem Juristen, Wissenschaftler und Unterstützer, dem wir und die Mitarbeiter*innen des Sigmund-Freud-Instituts in großer Dankbarkeit für sein großes und so hilfreiches Engagement verbunden bleiben.

Das Direktorium des Sigmund-Freud-Instituts