Nachruf für Ilse Grubrich-Simitis 22.02.1936 bis 08.08.2024

Die am 8. August verstorbene Psychoanalytikerin und international renommierte Freudforscherin Ilse Grubrich-Simitis war während ihres Lebens die unermüdliche treibende Kraft hinter der Herausgabe der gesammelten Werke Freuds. Sie übernahm zahlreiche redaktionelle Aufgaben in der psychoanalytischen Community und war Mitherausgeberin des Jahrbuchs für Psychoanalyse. Ihre Leidenschaft war es, Freuds Texte sowohl ihren psychoanalytischen Kolleginnen und Kollegen als auch einem breiteren psychoanalytisch interessierten Publikum zugänglich zu machen.

Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung in Ulm und begann ihre berufliche Laufbahn in den 1950er Jahren. Sie machte es sich zur Aufgabe, Freuds Grundlagentexte nach der Zäsur des Nationalsozialismus einem deutschen Publikum wieder zugänglich zu machen. In dieser Zeit entwickelten sich sehr enge Beziehungen zu Personen wie Strachey und Ernst und Anna Freud, die für Grubrich-Simitis eine wichtige unterstützende Rolle spielten.

Aus ihrer Tätigkeit als Herausgeberin von Freuds Texten entstand der Wunsch, selbst Psychoanalytikerin zu werden. Sie begann ihre Ausbildung 1972 am Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt und begann drei Jahre später zu therapieren. Am SFI war sie Mitarbeiterin von Alexander Mitscherlich. Ende der 70er Jahre erschien ihre erste Veröffentlichung über ihre klinische Arbeit, „Extremtraumatisierung als kumulatives Trauma“, ein Text über Übertragung und Gegenübertragung in der Behandlung eines Erwachsenen, der das Kind eines Holocaust-Überlebenden ist.

1998 erhielt sie den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Im selben Jahr wurde sie mit dem Sigourney-Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Psychoanalyse ausgezeichnet. Sie wurde von der damaligen Jury als die herausragendste Freud-Forscherin innerhalb der deutschen psychoanalytischen Gemeinschaft anerkannt. Bekannt wurde sie in den Neunzigern durch Bücher wie „Zurück zu Freuds Texten“ (1993), das als besonderes Verdienst gilt und auch unbekannte Werke Freuds enthält. Einige Jahre zuvor hatte sie die „Übersicht über die Übertragungsneurosen. Ein bisher unbekanntes Manuskript“ herausgegeben. Sie betonte wiederholt den innovativen und kraftvollen Charakter von Freuds Arbeit. In ihren Besprechungen von Freuds Texten zeigte sie dem Leser Freud at work.

Sie war Ehrenmitglied und Lehranalytikerin am Frankfurter Psychoanalytischen Institut. Als klinisch vielseitig erfahrene, offene und unterstützungsbereite Kollegin genoss sie hohe Anerkennung.

Wir trauern um Ilse Grubrich-Simitis die durch ihre international herausragende Auseinandersetzung mit dem Werk Sigmund Freuds und der Theoriegeschichte der Psychoanalyse auch grundlegende Beiträge zur Weiterentwicklung der zeitgenössischen psychoanalytischen Forschung leistete.

Das Direktorium des Sigmund-Freud-Instituts

Vortrag von M.A. Psych. Sima Saligheh und M.A. Soz. Raem Abd-Al-Majeed am 14. November 2024 um 18:00 Uhr im Sigmund-Freud-Institut (SFI)

Psychoanalytisch, preisgekrönt, prekär. Die psychosoziale Hilfe für Geflüchtete des Sigmund-Freud-Instituts

Moderation: Prof. Dr. Patrick Meurs
Einleitung: Angelika Wilcke, Vorsitzende der Fördergesellschaft
Veranstalter: Fördergesellschaft des Sigmund-Freud-Instituts

Bitte melden Sie sich bis zum 11. November 2024 unter Foege@sfi.eu an. Die Teilnahme ist nur mit einer Anmeldebestätigung möglich.

Die Einladung zur Veranstaltung finden Sie hier.

Vortrag von Dr. Julia Schreiber am 5. September 2024 um 17:00 Uhr im Sigmund-Freud-Institut (SFI)

Der Körper als Projekt. Psychische Bedeutungen und Auswirkungen von Körperotimierung

Moderation: Prof. Dr. Vera King
Einleitung: Angelika Wilcke, Vorsitzende der Fördergesellschaft
Veranstalter: Fördergesellschaft des Sigmund-Freud-Instituts

Bitte melden Sie sich bis zum 4. September 2024 unter Foege@sfi.eu an. Die Teilnahme ist nur mit einer Anmeldebestätigung möglich.

Fachtagung des PSV Rhein-Main am 20. September 2024 von 10:30 bis 16:45 Uhr im Sigmund-Freud-Institut (SFI)

Meine Arbeit und Ich ‒ Ich und meine Arbeit
Geflüchtetenhilfe gestern, heute, morgen

Die Fachtagung richtet sich an alle Haupt- und Ehrenamtliche in der Arbeit mit Geflüchteten im Rhein-Main-Gebiet.

Die Tagung ist vor dem Hintergrund der Förderung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration für alle Teilnehmer*innen kostenlos. Hinsichtlich der begrenzten Teilnehmer*innenzahl bitten wir Sie um verbindliche Anmeldungen unter veranstaltungen@sfi.eu mit Angabe Ihrer Arbeitsstätte und Anschrift, E-Mail-Adresse und Telefonnummer. Bitte geben Sie dort auch Ihren gewünschten Workshop an.

Nachruf für Sudhir Kakar 25.07.1938 – 22.04.2024

Das Sigmund-Freud-Institut trauert um den indischen Psychoanalytiker, Wissenschaftler und engagierten Kollegen Sudhir Kakar, geboren am 25. Juli 1938, gestorben am 22. April 2024.

Sudhir Kakar praktizierte viele Jahre in Neu Delhi als Psychoanalytiker und unterrichtete Studierende. Er hatte ursprünglich Wirtschaftswissenschaften in Deutschland studiert, begann sich durch einen Begegnung mit Erik Erikson für die Psychoanalyse zu interessieren. Seine Ausbildung und Lehranalyse absolvierte er auch am Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt. Später lehrte er u. a. in Harvard, Princeton, Chicago und Paris und hielt Vorträge an der International Psychoanalytic University (IPU) in Berlin.

Wichtige Werke, die englisch und deutsch publiziert wurden, waren zum Beispiel ‚The inner world. A psychoanalytic study of childhood and society in India‘, Oxford University Press 1978. 1996 erschien von ihm bei Beck: ‚Die Gewalt der Frommen. Zur Psychologie religiöser und ethnischer Konflikte‘, 2012 ‚Kultur und Psyche. Psychoanalyse im Dialog mit nicht-westlichen Gesellschaften‘, bei Psychosozial sowie ‚Die Seele der Anderen. Mein Leben zwischen Indien und dem Westen‘ erneut bei Beck, München. 2024 erscheinen von ihm die Bücher ‚The Mind in the World‘ bei Oxford University Press sowie, bei Karnac: ‚The Indian Jungle: Psychoanalysis and Non-Western Civilizations‘.

Im Jahr 2022 erhielt er den Hauptpreis des Lotte Köhler Award for Psychoanalytic Developmental, Cultural and Social Psychology, 2022 erstmals gemeinsam verliehen vom Kilian and Lotte Köhler Centre for Social and Cultural Psychology and Historical Anthropology (KKC) Bochum und vom Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main. Zuletzt engagierte sich Sudhir Kakar erfolgreich für die Gründung des Kakar Centre for Psychoanalysis and Culture, in Kooperation mit der B. Munjal University (BMU) in Delhi. An diesem Zentrum, aber auch an vielen anderen psychoanalytischen und wissenschaftlichen Instituten, in denen er dankenswerterweise weltweit immer wieder aktiv war, wird sein bedeutsames Wirken und Andenken fortgeführt werden können. Der Tod von Sudhir Kakar stellt für das Sigmund-Freud-Institut einen schmerzlichen Verlust dar. Wir werden uns bemühen, im Sinne des Verstorbenen die von ihm initiierten Kooperationen weiterzuführen.

Vortrag von Dr. Annabelle Starck am 16. Mai 2024 um 17:00 Uhr im Sigmund-Freud-Institut

„ Wenn Optimierung zwanghaft wird – und wie sich Zwangserkrankungen behandeln lassen.
Erste Erfahrungen und Ergebnisse einer Studie zur Psychodynamischen Psychotherapie bei Zwangserkrankung“

Moderation: Prof. Dr. Heinz Weiß
Einleitung: Angelika Wilcke, Vorsitzende der Fördergesellschaft
Veranstalter: Fördergesellschaft des Sigmund-Freud-Instituts

Bitte melden Sie sich bis zum 14. Mai 2024 unter Foege@sfi.eu an. Die Teilnahme ist nur mit einer Anmeldebestätigung möglich.

Hier finden Sie den Flyer zur Veranstaltung.

Seminar ‚Reflexionsraum‘ im Juni, September und Dezember

Die Forschungsgruppe ‚Übergangsräume des Weiter(an)kommens‘ bietet allen Mitarbeitenden in der Geflüchtetenhilfe und Interessierten die Möglichkeit, sich über ihre Erfahrungen aus der Arbeit mit Geflüchteten auszutauschen.

  1. Termin am 13. Juni 2024 im Seminarraum 4
  2. Termin am 05. September 2024 im Seminarraum 1
  3. Termin am 12. Dezember 2024 im Seminarraum 1

Alle Termine finden von 14 – 15.30 Uhr im Sigmund-Freud-Institut statt.

Bitte melden Sie sich bis zum 12. Juni 2024 bei Frau Steinhauer an.

Hier finden Sie die Einladung zur Veranstaltung.

Preisverleihung am 20. Juni 2024 um 16:00 Uhr im Sigmund-Freud-Institut (SFI)

Lotte Köhler-Preis für psychoanalytische Entwicklungs-, Kultur- und Sozialpsychologie

Ausgezeichnet werden Prof. Dr. Amy Allen in der Hauptkategorie und Dr. Yuri di Liberto in der Nachwuchskategorie.

Ausschreibung und Preisvergabe erfolgen in einer Kooperation des Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und Anthropologie (KKC) mit dem Sigmund-Freud-Institut (SFI).

Da die Teilnehmer:innenzahl begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung bis zum 14. Juni unter nachfolgendem Link.

Die Teilnahme ist kostenlos. Die Veranstaltung ist zweisprachig.

Pressemitteilung der Goethe-Universität

Zweites ConTrust Praxisforum am 18. Januar 2024 ab 13:00 Uhr an der Goethe-Universität, Campus Westend, Gebäude „Normative Ordnungen“

zum Thema „Grenzen des Vertrauens? − Spannungsfelder zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft“.

Forum zum Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis u.a. mit Vera King, Andreas Schindel, Tobias Singelnstein, Tobias Wille, Nicole Deitelhoff, Florian Meesmann (Redaktionsleiter MDR Aktuell) und Rebecca C. Schmidt.

Programm und weitere Informationen